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CDs
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
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KLASSIK
Robert Schumann
SINFONIE NR. 4, OUVERTÜRE U .A .
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi
RCA/Sony SACD__________________ [
64
]
Chronologisch ist sie eigentlich sei-
ne Zweite. Doch da Schumann die
d-M oll-Sinfonie erst 1853 veröf-
fentlichte, wird sie als seine vier-
te und letzte gezählt. Vor der Ver-
öffentlichung überarbeitete Schu-
mann sie allerdings, veränderte vor
allem die Instrumentierung. Die-
ser Schritt wird bis heute kontro-
vers diskutiert. Während Schumann
selbst die Revision als Verbesse-
rung betrachtete, hat die Frühfas-
sung von 1841 immer ihre Befürwor-
ter gehabt, unter ihnen kein Gerin-
gerer als Brahms.
Paavo Järvi hat sich für die zwei-
te Fassung entschieden. Er lässt
seine Bremer Kammerphilharmo-
niker rhythmisch so fokussiert und
so präzise artikuliert aufspielen,
mit so viel Klanggespür, dass der
Verdacht erst gar nicht aufkommen
kann, der dichtere Orchestersatz
müsse die von Brahms beschwo-
rene Schwerfälligkeit nach sich zie-
hen. Vor allem aber gelingt es Järvi
wieder einmal, Schumann auf den
Punkt zu bringen, bei aller Gewis-
senhaftigkeit in der Umsetzung der
Partitur das Fieber nicht zu unter-
schlagen.
Anders als kürzlich Yannick Ne-
zet-Seguin (siehe Rezension rech-
te Seite) stellt Järvi aber nicht das
Disparate von Schumanns Ton-
sprache allein ins Zentrum. Seine
Vierte wirkt gelassener, insgesamt
differenzierter gelesen. So im Trio
des dritten Satzes, das bei ihm ei-
ne idyllische Welt für sich ist, wäh-
rend Nezet keine deutliche Grenze
zur Erregung des Scherzos zieht.
Die wunderschöne Einleitung zum
Finale gelingt Järvi geheimnisvol-
ler, weil er die Energien besser ein-
zuteilen weiß. Nezet löst die Span-
nung früher auf, die dann allerdings
frenetischer als bei Järvi das Finale
in Gang setzt.
Von Järvis energetischer Schu-
mann-Lesart profitiert auch ein
selten aufgeführtes Stück wie Ou-
vertüre, Scherzo und Finale, das
mit
fein
ziselier-
ter
Stim m führung
wie neu geboren er-
scheint.
Andreas Friesenhagen
MUSIK ★
KLANG ★
Sorgen für Furore:
Paavo Järvi (Foto)
und die Deutsche
Kammerphilharmo-
nie Bremen
Г А
R
I
N E L L
I
Diverse Kom ponisten
EL MAESTRO FARINELLI
Bejun Mehta, Concerto Köln, Pablo Heras-Casado
Archiv/DG/Universal CD
(
69
’)
Letztes Jahr im April bekundete die
Deutsche Grammophon neue Pläne
für ihr Spezial-Label Archiv, das im-
merhin seinen 66. Geburtstag feiern
konnte. Offenbar will man der Alten
Musik wieder eine größere Chan-
ce geben und bestellte den Spa-
nier Pablo Heras-Casado zum „Ar-
chiv-Botschafter“, was auch immer
damit gemeint sein soll.
Dieser hat sich nun in der Tat et-
was Besonderes ausgedacht; er will
anstatt des Sängers den Impressa-
rio Farinelli vorstellen, der von 1737
bis 1759 das Musiktheater in Spa-
nien prägte. Dadurch erwächst ihm
die schöne Möglichkeit, einige Stü-
cke zum ersten Mal überhaupt ein-
zuspielen. So richtig klar wird aller-
dings seine Werkauswahl nicht. Was
etwa hat Johann Adolf Hasses Sinfo-
nia aus op. 5 mit Spanien bzw. Fari-
nelli zu tun? Und warum muss er in
diesem Kontext eine Sinfonie von
C. Ph. E. Bach einbeziehen, der ge-
wiss nicht in Spanien war? Hier ist
das verbindende Element die Tat-
sache, dass die Sinfonie einen Fan-
dango-Rhythmus enthält.
Auf der anderen Seite können die
hier eingespielten Ouvertüren, da
sie dazu gedacht sind, eine dramati-
sche Handlung zu eröffnen, musika-
lisch/künstlerisch eigentlich kaum
für sich selbst stehen. Da Heras-Ca-
sado diese sehr burschikos und zu-
gleich pauschal darstellt, wirkt die
erste Hälfte, sieht man einmal von
dem knapp dreiminütigen Duett von
Mehta mit sich selbst ab, überaus
gleichförmig. Die abrupten musi-
kalischen Ideen des Bach-Sohnes
etwa bleiben dabei auf der Stre-
cke. Besser gerät die originär spa-
nische Musik, bei welcher der (fast)
durchgehende jugendliche Elan an-
gemessener erscheint. Vor allem die
Seguidillas von José de Nebra, aber
auch die Ouvertüre von Juan Marco-
lini machen dann richtig Spaß.
Reinmar Emans
MUSIK ★ ★
KLANG ★
Diverse Kom ponisten
STRADIVARIUS IN RIO
Viktoria Mullova, Matthew Barley u. a.
Onyx/Note
1
CD
(
48
')
Viktoria
Mullova
überschreitet
m usikalische Grenzen, niemals
aber die des m usikalischen Ge-
schmacks. Auf ihrer neuen CD er-
obert die Geigerin die exotische
Klangwelt Brasiliens: eine Hom-
mage an ein ebenso samba- wie
fußballverrücktes Land mit Zwi-
schentönen. Im fein abgestimmten
Zusammenspiel mit dem Ensemb-
le ihres Mannes Matthew Barley ist
das eher gezügelt ausgelassen, im-
mer aber von lässiger Eleganz ge-
tragen. In bezaubernden Arrange-
ments erklingen Klassiker der bra-
silianischen Musik wie „Tico Tico“
oder „Brasileirinho“. Ein wunder-
barer Urlaubsersatz.
STS
MUSIK
KLANG ★ ★ ★
A ntonin Dvorak
77,
Leipziger Streichquartett, Alois Posch
MDG/Naxos SACD_________________ (
59
]
Irgendwas fehlt bei diesem Dvo-
rak. Etwas Wichtiges. Aber es ist
ganz schwer, das auf den Punkt
zu bringen. Denn das Leipziger
Streichquartett spielt sauber, ge-
sanglich und geschmackvoll, kei-
ne Frage. Aber in der Dimension
jenseits des Notentextes, da wirkt
manches noch eine Spur zu gera-
de, zu sehr „gestaltet“ und dafür
zu wenig empfunden. Zum Bei-
spiel gleich im ersten Satz des
„amerikanischen“ Quartetts von
Antonfn Dvorak mit seinem dufti-
gen Tremolo-Beginn. Oder, noch
deutlicher, im Lento.
In der Vergleichseinspielung
des Tokyo String Quartet etwa ist
noch mehr von jenem natürlichen
Schmelz zu spüren, der den Zau-
ber der Musik ausmacht, sicher
auch, weil sich die Tokyos im Len-
to mehr Zeit und Ruhe gönnen,
um die Melodien atmen zu lassen.
Aber es ist keine Frage der
messbaren Daten, wie des Tem-
pos, sondern eine grundlegend
andere Musizierhaltung. Die bleibt
bei den Leipzigern, zumindest für
meinen Geschmack, noch etwas
zu nahe am „Noten spielen“ und
kommt deshalb vielleicht schwe-
rer an den Geist des Stücks und
seinen besonderen Charme heran.
Diese Annäherung gelingt dem
Ensemble in Dvoraks Quintett
überzeugender. Vielleicht auch,
weil dort mit dem Kontrabassis-
ten Alois Posch ein Kollege mit von
der Partie ist, dem - als gebürtiger
Österreicher und jahrzehntelanger
Solobassist der Wiener Philharmo-
niker - das Erzmusikantentum in
den Adern fließt. Mit ihm entfacht
das Leipziger Streichquartett je-
denfalls ein mitreißendes Tempe-
rament. Das poco Andante könn-
te allerdings auch dort mitunter
ein, zwei Ticks noch genüsslicher
schmachten.
Marcus Stäbler
MUSIK ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
146 STEREO 7/2014
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